Der Schmale Luzin als irdisches Spiegelbild des Urd-Brunnens

Zwischen der Stadt Feldberg und dem kleinen Ort Carwitz liegt der Schmale Luzin, ein See in der Feldberger Seenlandschaft im Osten Mecklenburgs. Das Wasser ist so klar, dass selbst die kleinsten Kiesel am Grund schimmern.

Der See Schmaler Luzin in der Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern

Erzählungen ranken sich um diesen See… Dies sei kein gewöhnlicher See. Tief unten, tiefer als Taucher gelangten, berührt er den Urd-Brunnen selbst. Ein Wurzelhaar der Weltesche reicht hierher. Das klare Wasser dieses mecklenburgischen Sees ist wie ein Moment des Urd-Brunnens, der in unsere Welt gefallen ist – ein Fenster in die Tiefe von Zeit und Schicksal, verborgen in der stillen Landschaft.

In der nordischen Mythologie ist der Urd-Brunnen (Urðarbrunnr) eine Quelle unter der Weltesche Yggdrasil, an der die drei Nornen – Urd, Verdandi und Skuld – das Schicksal weben. Das Wasser dieses Brunnens ist klar, rein und heilig; es speist das Leben des Weltenbaums und bewahrt ihn vor dem Verfall. Es steht zugleich für Ursprung, Erinnerung und kosmische Ordnung.

Im klaren Wasser schimmern die Steine am Grund.

Als meine Frau und ich letzte Woche um diesen See wanderten, kam mir der Gedanke, dass man die Kulisse als eine Art irdisches Spiegelbild dieses mythischen Brunnens begreifen kann.

Tiefe – Das klare Wasser lässt einen tief hinabsehen, wie der Urd-Brunnen erlaubt es symbolisch in die Tiefe zu blicken.
Verbindung von Natur und Schicksal – So wie die Nornen aus dem Urd-Brunnen schöpfen, um den Weltenbaum zu erhalten, nährt ein See das umliegende Ökosystem und steht für Lebensspende.
Ort der Erinnerung – Der Urd-Brunnen ist eng mit „Urd“ = „das Gewesene“ verknüpft. Auch ein See wirkt wie ein stilles Gedächtnis der Landschaft, in dem sich Jahrhunderte, ach was sage ich… Jahrtausende widerspiegeln.
Heilige Stille – In vorchristlichen Vorstellungen sind klare Quellen und Seen Übergänge in andere Welten, so wie der Urd-Brunnen die Verbindung zwischen den Welten hütet.

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