Erde (2)

Freyja und Freyr prägen das edle Antlitz des frühlingsgrünen Waldes, der vom Waldboden über die mächtigen Stämme bis zum Himmel vor aufstrebender Frische und Fruchtbarkeit strotzt.

Blick in den frühlingsgrünen Wald

Dabei ist Freyja ihrer Herkunft nach eine Wanin und als solche eine bedeutende Fruchtbarkeitsgöttin. Zudem ist sie auch die Lehrerin der Magie, die sie zu den Asen bringt (Ynglinga saga 4). Auch ihr Bruder Freyr stammt aus der Götterfamilie der Wanen und teilt die Eigenschaft der Fruchtbarkeit, doch ist darüber hinaus auch als Gott des Frühlings und Sommers bekannt.

Freyr ist der berühmteste unter den Asen. Er herrscht über Regen und Sonnenschein und das Wachstum der Erde und ihn soll man anrufen um ein gutes Jahr und Frieden. Er herrscht auch über das Reichtumsglück der Menschen.
   [Gylfaginning 24]

Es ist besonders schön den Wald im Frühling zu beobachten. Der dunkle und vielleicht auch gerade aufgetaute Erdboden färbt sich langsam in ein sattes Grün. Und über den Baumkronen strahlt der wechselhafte Himmel… Tyr in seiner ursprünglichen Funktion als Gott des taghellen Himmels breitet sein Gewand aus. Er wird abgelöst von dem Wanderer, der schon während des Tages im weiten Wald unterwegs ist. Gen Abend breitet er seinen tiefblauen Mantel aus und hüllt die Welt in Farben, durch die nur der Vollmond dringt. Frühling, Eis und Hagel – Sól und Máni – und Skidbladnir in Verbindung von Schiff und Sonne im steten Wechsel zwischen Erde und Himmel. Dies prägt die Zeit des Sigrblóts, mit dem der Erdzyklus in Richtung Sonne wechselt. Eine wundervolle und kraftvolle Zeit.

Waldstallar

Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefen Gründen,
Droben wird Allvater nun bald
Die hellen Sterne entzünden
Und im blauen Gewand uns künden
Abendlich nun rauscht der Wald.

(Eichendorff abgewandelt)

Letztens stand ich draußen an meinem Holzstapel und blickte auf das teilweise gespaltene Holz. Dabei fiel mir ein Buchenstamm ins Auge, oder eher das Stück eines Stamms. Denn dieser war aufgespalten und wie es das harte Buchenholz oft so an sich hat, spaltet es sauber entlang der Holzfaser, so dass sich manchmal fast so etwas wie kleine Brettchen bilden. Nun wog ich eben so eines prüfend in den Händen und dachte dabei an meine Runden durch die mecklenburger Waldeinsamkeit… wie sich ein kleiner Holzaltar wohl in so einer Waldlichtung machen würde?

Gut. Gut macht er sich, geradezu prächtig wie man auf dem Bild sieht. Das erwähnte Buchenstück habe ich grob zugesägt und geschliffen, so dass sich eine schöne Oberfläche ergibt. Die Füße habe ich dann geschmiedet, ebenso den Ring.

Als Freund der einfachen und archaischen Formen ist dies ein Stallar, also ein kleines Altartischchen zur leichten Mitnahme im Rucksack gedacht auf Streiftouren durch den Wald oder Blót-Wanderungen. Es gibt so viele erhabene Momente in manch waldlichtdurchfluteter Lichtung die zur kurzen Einkehr einladen, gerade dies in einer gerahmten Form zu zelebrieren.

Nun habe ich noch mal in meinem Holzstapel gestöbert und ein paar weitere Holzbohlen aus Eiche zugerichtet. Besonders nach dem Feinschliff bekommt Eiche eine ganz tolle Oberfläche. Die Götter werden’s danken, von so einem Stallar verehrt zu werden… 😉 Demnächst werde ich mit einem Freund eine langgeplante Sigrblót-Wanderung antreten und den Waldstallar dazu mitnehmen. Darüber hinaus werde ich wahrscheinlich noch einen aus dem erwähnten Eichenholz bauen und dann überlegen, ob ich den hier unter Unikate reinstelle. Bis dahin… es rauscht der Wald.