Sonne und Baum als symbolische Kraft der Erneuerung

Frühmorgens in den heiligen Hallen Midgards, in den heiligen Hallen der Natur, offenbart sich die stille Macht der waltenden Wesen für all jene, deren Augen und Ohren offen sind für moosbedeckte Wälder, flüsternde Wasserfälle und uralte Steine die wie Tempel wirken – wo keine Mauern nötig sind. Hier, wo Licht durch Baumwipfel fällt und der Wind Geschichten alter Zeiten erzählt, spürt man die Gegenwart der Naturgeister und die Verbundenheit aller Wesen. Es sind Orte der Einkehr, der Kraft und der Erinnerung daran, dass Midgard mehr ist als ein Ort – es ist ein lebendiges Band zwischen Mensch und Erde.

Sól ok Yggdrasil – symbolische Kraft der Erneuerung

Der von der Frühlingssonne angestrahlte Baum kann als ein vielschichtiges Symbol gesehen werden. In erster Linie erinnert er an Yggdrasil, den Welten- und  Lebensbaum, der alle Welten miteinander verbindet. Dieser Baum steht für die Ordnung des Kosmos, für Beständigkeit und das unaufhörliche Fließen des Lebens.

Aufgehende Sonne im Wechsellicht

Anrufung an die nordische Sonnengöttin Sól

Sól, du goldene Fahrerin des Himmels,
Lenkerin des Lichtes über dunkle Tage –
Dein Wagen zerreißt die Winterstarre,
und der Weltenbaum atmet erneut.

Sieh, wie dein Licht durch die Zweige strahlt,
die Äste leuchten auf im neuen Glanz.
Yggdrasil, die Wurzel der Welt,
erhebt sich im Licht deiner Rückkehr.

Du bringst das Leben zurück aus dem Schatten,
erweckst das verborgene Lied der Erde,
rufst das grüne Erwachen herbei
und malst Hoffnung auf die Rinde der Zeit.

O Sól, Tochter des Himmels,
leuchte über die Pfade der Götter und Menschen,
fülle die Blätter des Weltenbaums
mit dem Glanz der ewigen Wiederkehr.

Angestrahlte Birke im Moor

Wenn dieser Baum nun von der Frühlingssonne beschienen wird, kommt ein weiterer Aspekt hinzu: der der Erneuerung. Die Sonne des Frühlings symbolisiert das Ende der Dunkelheit, das Aufbrechen des Winters – in mythologischer Lesart also den Übergang von der Winterstarre zur Ordnung, von Tod zu Leben. Der angestrahlte Baum wird so zum Bild der kosmischen Wiedergeburt, wie sie etwa nach Ragnarök, der Götterdämmerung, geschieht. Denn nach der Zerstörung der alten Welt entsteht eine neue, gereinigte Welt, in der Yggdrasil weiterlebt.

Zugleich kann der angestrahlte Baum als ein Ort der göttlichen Präsenz verstanden werden. Das Licht der Sonne – mit der Göttin Sól verbunden – verleiht dem Baum eine fast heilige Aura. Er wird zum Symbol der Hoffnung, der göttlichen Ordnung und der Lebenskraft, die auch nach Katastrophen weiterbesteht.

Sonne und Baum als symbolische Kraft der Erneuerung

Das Nerthus-Idol kehrt zurück

Nun ist es wieder so weit. Wenn die Frühlingssonne zur Ostara-Tagundnachtgleiche das Land erwärmt, wird das Nerthus-Idol ans Licht gebracht. Die heilige Figur der Erdgöttin hat den Winter im Verborgenen verbracht – wie die Samen, die nun aus der Erde sprießen. Jetzt steht Nerthus Rückkehr aus der Erde ins Heiligtum wieder an.

Rückkehr aus der Dunkelheit – Nerthus kommt wieder ans Licht

Nerthus, die uralte Göttin der Fruchtbarkeit und des Friedens, wurde einst in festlichen Prozessionen verehrt. Ihr Wagen, mit Tüchern verhüllt, wurde durch das Land gefahren, um Segen und Wachstum zu bringen. Wenn ihr Idol zu Ostara wieder an die Oberfläche kommt, ist es, als würde die Erde selbst erwachen und ihre Lebenskraft erneut spenden.

Die Erde erwacht zu neuem Leben; es ist Zeit die Hände ins Erdreich zu graben und ihre Kraft zu fühlen und zu riechen

Die Rückkehr des Idols symbolisiert den Kreislauf des Lebens: Das, was im Dunkel ruht, kehrt mit neuer Kraft zurück. Es erinnert daran, dass die Verbindung zwischen Mensch, Natur und den alten Göttern niemals verloren geht – sie muss nur immer wieder ans Licht geholt werden.

Einkehr ins Heiligtum nach dem Rundgang. Diese Art von Idol, aus einer natürlich gewachsenen Astgabel geschnitzt, galt in alten Kulturen als Symbol der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Zeichen für den ewigen Zyklus von Verbergen und Wiederfinden.
Durch die geöffnete Pforte wird das Idol durch den mit Efeu bewachsenen Rundbogen über die Steinschwelle getragen. Vor dem Hörgr habe ich ein kleines Loch gegraben, in das wir unsere Opfergaben legen. Später werden sie dann mit Erde bedeckt. Das Idol bleibt bleibt nun den gesamten Frühling und Sommer (bis zum Herbst) im Heiligtum.
Blick aus dem Heiligtum in Richtung Haus und Garten

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine Zeit voller Licht, Neubeginn und frischer Energie! Möge das Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht jedem die nötige Kraft und den Ausgleich bringen – und mögen Wachstum, Freude und Erneuerung Dein Leben bereichern. Frohes Ostara.

Ostara – Frühlingserwachen und die Rückkehr des Lichts

Leuchtend tritt Eostre aus dem Morgengrau empor

Rings aufleuchtend und in ein helles Kleid gehüllt, unsterbliche Göttin auf lichtem Wagen. Uralt, doch immer jung, allen Wesen zugewandt bringst hervor das aufsteigende Licht.

Frühlingsstürme, Schnee, Regen und Sonnenschein – die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf. Jetzt fängt das Samenkorn an, aus dem dunklen Grund zu sprießen und sichtbar zu werden. Die Weiden und Hasel blühen und die ersten Frühlingsboten, Schneeglöckchen und Schlüsselblumen, zeigen sich in ihrer zarten Schönheit. Der Frühling gewinnt an Kraft und alles fängt an zu wachsen.

Naturerwachen…

Ostara ist das Fest des Frühlings, das zur Tagundnachtgleiche um den 20. März gefeiert wird. Es markiert den Moment, an dem Tag und Nacht gleich lang sind und symbolisiert das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. Benannt nach der germanischen Frühlingsgöttin Ostara, steht dieses Fest für Erneuerung, Fruchtbarkeit und den Kreislauf des Lebens.

Mit dem zunehmenden Licht kehrt Sóls Sonnenwärme in unsere Welt Midgards zurück, die ersten Blumen blühen und Tiere erwachen aus ihrem Winterschlaf. Es ist eine Zeit des Neubeginns, in der Samen gesät werden – sowohl in der Erde als auch im übertragenen Sinne in unserem Leben. Traditionen wie das Färben von Eiern, das Entzünden von Feuern oder das Schmücken mit Frühlingsblumen sind mit diesem Fest verbunden. Vor allem aber erinnert uns Ostara daran, dass nach jeder Dunkelheit neues Licht kommt und wir stets die Möglichkeit haben, neu zu beginnen.

In der frühen Ostara-Morgensonne im wiedererwachenden Torfmoor

Asentr.eu Frühjahrsblót

An Odin

Odin, Allvater und Weiser,
Herr der Runen und Hüter der Geheimnisse,
dein Auge reicht über alle Welten,
deine Weisheit durchdringt Raum und Zeit.

Du, der du am Weltenbaum hingst,
neun Nächte in Opfer und Schmerz,
um das Wissen der Runen zu erlangen,
lehre mich ihre wahre Kraft.

Leite mich auf den Pfaden der Erkenntnis,
öffne meinen Geist für das Verborgene,
schenke mir Einsicht in das Schicksal,
und den Mut, eigene Wege zu gehen.

Vater der Stürme, Herr der Schlachten,
gewähre mir Klugheit im Kampf des Lebens,
Wortgewandtheit in Rat und Rede,
und die Stärke, mich selbst zu erkennen.

Möge dein Rabe Hugin mich lehren zu denken,
und Munin mich erinnern an das Wahre,
damit ich weise handle und tapfer stehe,
im Angesicht von Schatten und Licht.

Weiser Wanderer,
Lenke meinen Geist, stärke mein Herz,
auf dass ich mit Weisheit wandle,
und ehrenvoll handle!