Sól im Spiegel – der Mittsommersee

Mittsommer am See

Still ruht der See, kein Laut, kein Klang,
der Tag verharrt im Lichterdrang.
Sól wandert hoch im Himmelszelt,
ihr Strahlenglanz umarmt die Welt.

Doch doppelt scheint ihr goldner Schein –
ein Spiegelbild im Wasser fein.

An Mittsommer, zur hellsten Frist,
wenn goldne Glut die Welt durchbricht,
tanzt Sól, die Sonnengöttin, sacht
auf des Wassers stiller Pracht.

Am fernsten Rand, wo Schatten weichen,
sieht man den Hammer kurz entgleißen –
Thor wacht still und bereit,
die Welt zu hüten vor dem Streit.

Es blicken die Waltenden im Wasserkreis,
wo Licht und Zeit verschwimmen leis.
Im Sonnenbild auf dunklem Grund
ruht Yggdrasils lebendiger Bund.

Still ruht der See, kein Laut, kein Klang,
der Tag verharrt im Lichterdrang.

Mittsommer

Mit der Sommersonnenwende ist der solare Höhepunkt erreicht – Licht und Wärme in Hülle und Fülle. Und auch wenn die sommerlichen Temperaturen erst noch so richtig bevorstehen, ist die Sommersonnenwende als längster Tag ein Wendepunkt. Drei Runen passen gut dazu.

Die drei Runen Dagaz, Othala und Fehu umreißen das Geschehen: Dagaz steht für die Sonnenwende selbst. Dagaz symbolisiert den flüchtigen Charakter des Festes: Die Sonnenwende ist eine Übergangszeit, genauso wie die Dämmerung, die die Nacht vom Tag trennt. Sie ist auch eine Schwelle nach deren Überschreitung die Tage kürzer werden. Das Land (Othala) steht in Blüte und Reife und ist fruchtbar (Fehu). Fehu steht aber auch für eine Polarisation zwischen Werden und Vergehen, auch hier das Symbol des Übergangs. Das Wachstum ist an seinem Höhepunkt angekommen, es herrscht Fülle und Reife.

Es ist einfach schön: Licht und Helligkeit sind allgegenwärtig. Von der frühen Morgenstunde bis in den späten Abend beherrschen Farben und Vielfalt den Tagesablauf.