Hallo, ich bin Ingmar, 42 Jahre jung und wohne in Sülstorf (M-V). Der gemeinsame Austausch im Sinne eines Asatru Networks ist mir wichtig, denn zusammen macht es mehr Spaß.
Odin, Allvater und Weiser, Herr der Runen und Hüter der Geheimnisse, dein Auge reicht über alle Welten, deine Weisheit durchdringt Raum und Zeit.
Du, der du am Weltenbaum hingst, neun Nächte in Opfer und Schmerz, um das Wissen der Runen zu erlangen, lehre mich ihre wahre Kraft.
Leite mich auf den Pfaden der Erkenntnis, öffne meinen Geist für das Verborgene, schenke mir Einsicht in das Schicksal, und den Mut, eigene Wege zu gehen.
Vater der Stürme, Herr der Schlachten, gewähre mir Klugheit im Kampf des Lebens, Wortgewandtheit in Rat und Rede, und die Stärke, mich selbst zu erkennen.
Möge dein Rabe Hugin mich lehren zu denken, und Munin mich erinnern an das Wahre, damit ich weise handle und tapfer stehe, im Angesicht von Schatten und Licht.
Weiser Wanderer, Lenke meinen Geist, stärke mein Herz, auf dass ich mit Weisheit wandle, und ehrenvoll handle!
Ihr schönen Eisigen im Frostgewand, schont weder Kraut noch Gras! Was ihr berührt mit eis’ger Hand, wandelt ihr in starres Glas. Wege und Wiesen sind zugedeckt, und der Himmel selbst verhangen, Alle Steine sind versteckt, alle Weiten eingegangen. Und Nerthus verharrt auf Wiederkehr.
Nicht ohne Grund nannte man den ersten Monat im Jahreskreis Hartung, den Eismond – die Zeit der Kälte und des hartgefrorenen Schnees. Doch schaut der Monat Januar (benannt nach Janus, dem doppelgesichtigen Gott des Aus- und Einganges) nach zwei Seiten, nämlich vorwärts und rückwärts, also mit einem Gesicht ins neue, mit dem anderen ins alte Jahr.
Hellgrün der Übergang in den neuen Jahreskreis
Und somit verbindet sich mit dem Eintritt in den neuen Jahreskreis auch der dringende Rat zu überlegen, was man erreichen möchte und wonach man trachtet. Übrigens ein altes und etymologisch schönes Wort = trachten als „bestrebt sein, beabsichtigen, etwas Bestimmtes zu erreichen, zu erlangen suchen“, althochdeutsch trahtōn, altsächsisch gitrahton als „betrachten, nach etwas streben“ altenglisch trahtian „erklären, erörtern, betrachten“ und entlehnt aus lateinisch tractāre „behandeln, betreiben, sich mit etwas beschäftigen“. Kurzum welche Ziele man sich persönlich vornimmt, um den Keim für Glück und Wohlergehen zu setzen.
Heil und Wohlergehen im neuen Jahreskreis
Denn so ist der altnordische Ausdruck „til árs ok friðar – heill í nýju ári“ zu erklären, der wörtlich übersetzt „für Jahr und Frieden – Glück im neuen Jahr“ bedeutet und als traditioneller heidnischer Segenswunsch verwendet wurde, um ein gutes und heilvolles neues Jahr und Frieden für die kommende Zeit zu wünschen.
heill bedeutet Glück, Wohlstand und Gedeihen
ár bedeutet Jahr und symbolisiert in diesem Zusammenhang ein fruchtbares, glückliches Jahr
friðar ist der Genitiv von friðr , was Frieden bedeutet
Der vollständige Satz lässt sich sinngemäß so interpretieren: Möge das neue Jahr fruchtbar, friedlich und heilbringend sein.
Disen und Alfen in der nordischen Mythologie
Daher passt jetzt auch gut in die Zeit, den vielschichtigen Wesen der Alfen und Disen etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Traditionell wurde ihnen speziell an den Übergängen der Vegetationszeit, also der Zeit zwischen Winter und Frühjahr und der Zeit zwischen Herbst und Winter Verehrung entgegengebracht. Wobei die Alfen häufig als die ursprünglichen Bewohner/Besitzer eines Grundstücks, Hofes, Gartens, Land- oder Waldstücks angesehen wurden. Und Disen galten als weibliche Schutzgeister und Schicksalswesen. Ihre genaue Funktion und Rolle variieren je nach Quelle, aber sie stehen in enger Verbindung zu Familie, Fruchtbarkeit, Schutz und Schicksal.
Schutz und Segen
Die Disen gelten als Schutzgeister für Familien und Sippen. Sie wachen über ihre Angehörigen und können sie vor Gefahr bewahren. Oft werden sie als wohlwollende Geister angesehen, die Glück und Fruchtbarkeit bringen.
Verbindung zu den Nornen
Die Disen stehen im Austausch mit den Nornen, die das Schicksal der Menschen weben. Ihr Aufgabenbereich überschneidet sich vor allem in Bezug auf die Lebensführung und das Schicksal.
Fruchtbarkeit und Ernte
In einigen Überlieferungen stehen die Disen mit Fruchtbarkeit und Landwirtschaft in Verbindung, ähnlich wie andere weibliche Gottheiten wie Freyja oder Frigg.
Das Disenfest (Dísablót)
Zu Ehren der Disen wurde das Dísablót gefeiert, ein Opferfest, das wie bereits erwähnt an den Übergängen Herbst/Winter und Winter/Frühjahr abgehalten wurde. Es diente dazu, ihren Schutz zu erbitten und sie um Fruchtbarkeit und Erfolg zu bitten.
Kriegerische Aspekte
In einigen Texten wird sogar erwähnt, dass die Disen auch als Kriegergeister auftreten können. Sie ähneln hierbei den Walküren, die ebenfalls über Leben und Tod auf dem Schlachtfeld entscheiden.
Ein altnordischer Segen, der die Disen und Alfen um Schutz, Gesundheit und Wohlstand bittet, lautet:
Heill Disir og Álfr! Verið mér og mínum til varnar og gæfu. Gefið oss heilsu, auðn og frið. Vakið yfir okkur í nótt sem í dag, svo að við lifum í sælu og friði.
Heil euch Disen und Alfen! Seid mir und den Meinen zum Schutz und Glück. Schenkt uns Gesundheit, Wohlstand und Frieden. Wacht über uns bei Nacht und bei Tag, damit wir in Heil und Wohlergehen leben.
Der alte Jahreskreis liegt längst hinter uns. Nun ist es an der Zeit, den neuen Jahreskreis willkommen zu heißen. Doch ist dieser Übergang mehr als nur ein Wechsel von Tagen.
Alte und neue Mistel – der Jahreskreis schließt sich, ein neuer beginnt.
Der Übergang vom alten in den neuen Jahreskreis ist eine Zeit des Wandels und der Besinnung. Wir verabschieden das Vergangene, lassen Altes los und danken rückblickend für die Erfahrungen, die uns geformt haben. Der Jahreskreis erinnert uns an die zyklische Natur des Lebens: auf Dunkelheit folgt Licht, auf Ende folgt Neubeginn.
Wir verbinden diesen Zyklus Jahr für Jahr mit einem Mistelstrauch, den wir im Flur aufhängen. Die alte Mistel wird im Steinheiligtum verbrannt.
Der Hörgr (Steinaltar) wird mit neuen Mistelzweigen geschmückt. Die alte Mistel wird im Opferfeuer verbrannt.
Die Mistel hat in der heidnischen Tradition eine tiefe symbolische Bedeutung und wird als heilige Pflanze verehrt. Sie wächst hoch oben in Bäumen und wird dadurch als Bindeglied zwischen den neun Welten gesehen – insbesondere als Verbindung zwischen Asgard (Himmel) und Midgard (Erde). Außerdem wird die Mistel als Schutzpflanze betrachtet, die Haus und Familie vor bösen Einflüssen, Krankheit und Unglück bewahren soll. Sie wird über Türen aufgehängt oder als Amulett getragen. Ihre heilenden Kräfte können auch in Ritualen oder in Tränken genutzt werden. Und da sie auch im Winter grün bleibt und ihre Beeren trägt, gilt sie als Zeichen der Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Zur Wintersonnenwende und zum Julfest symbolisiert sie die Wiedergeburt des Lichts und der Natur. Allerdings kennen wir auch ihre dunkle Seite aus der nordischen Mythologie: In der Edda ist die Mistel mit der Geschichte um den Tod des Gottes Balder verbunden. Loki nutzte einen Pfeil aus Mistelholz, um Balder, den Gott des Lichts, zu töten.
Zusammengefasst steht die Mistel für Schutz, Heilung, Fruchtbarkeit und die zyklische Erneuerung des Lebens. Sie erinnert uns daran, dass selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres Hoffnung und Lebenskraft vorhanden sind.
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