Erde (1)

Zwischen Ostara und dem Sigrblót (Vollmond Ende April bzw. Anfang Mai) liegt eine recht erdnahe Zeit. Denn es ist genau jener Zeitraum, in dem das Wiedererwachen der Erde zum Ausbringen der Saat genutzt wird. Auch im übertragenen Sinne. Überhaupt ist vieles was ich hier schreibe oft in einem übertragenen Sinne gemeint, der sich nicht nur unmittelbar auf Feld- und Gartenarbeit bezieht, sondern auf die Facetten des eigenen Lebens. Jetzt bringen wir die Werke aus, die mit dem Sigrblót zur Entfaltung kommen sollen.

Im Grunde bewegt sich das Sigrblot in zwei Zusammenhängen: Zum einen als periodisches Blótfest im Jahresrhythmus, zum anderen als Bitte/Dank für den erfolgreichen Ausgang eigener Angelegenheiten, beziehungsweise aller jährlichen Vorhaben (und Auseinandersetzungen). Vom Sigrblót im Jahresrhythmus berichtet in erster Linie Snorri Sturluson in der Heimskringla, Ynglinga saga, Kapitel 8:

Þá skyldi blóta í móti vetri til árs, en at miðjum vetri blóta til gróðrar, it þriðja at sumri, þat var sigrblót.

Man soll opfern zum Winteranfang für das Jahreswachstum, zur Mitte des Winters für guten Ertrag (der Ernte im kommenden Jahr) und zum dritten Mal am Sommeranfang, das Siegopfer.

Noch ist das Sigrblót nicht gekommen, doch steht es unmittelbar bevor. Daher ist es ratsam sich vorzubereiten. Im andauernden Gesetz der Wiederkehr, dem alles unterworfen ist, bewegen sich die waltenden Mächte spiralförmig in ihren Bahnen. Wir schließen uns an.

Der Erdzyklus, also jene Zeit Ostara und dem Sigrblót, ist äußerst wechselhaft. Wärmende Sonnenstrahlen können jäh unterbrochen werden vom plötzlichen Eindringen der Hrimthursen, den Reif-, Frost- oder Eisriesen.

Nerthus Wiederkehr

Rings aufleuchtend und in ein helles Kleid gehüllt, erstrahlst du mit bunten Farben am Himmelstor, und deckst die schwarze Hülle auf, unsterbliche Göttin auf lichtem Wagen. Uralt, doch immer jung, allen Wesen zugewandt, bringst hervor das aufsteigende Licht. Erhabene Göttin, die sich hellrot erhebt nach heiligem Recht, Morgenröte und Lebenskraft bringend; Ostara, Deinem Wachen gehe ich mit Gaben froh entgegen.

Ostara, Eostra ist die Göttin des aufsteigenden Lichts und der Morgenröte. Sie bringt uns Licht, Leben, Weisheit, Heil und Wohlstand. Täglich öffnet sie die Pforten des Himmels und fährt auf einem reich geschmückten Wagen daher, erweckt alle Wesen und schafft überall neues Leben.

An Nerthus Nerthus! Dich altehrwürdige-vanische Erdmutter werde ich besingen. Du festgegründete, uralte Ernährerin aller Geschöpfe, die du alles, was im Meere und auf heiligem Boden, was in den Lüften lebt, ernährst mit quellendem Segen; du nur läßt sie gedeihen so reich an Kindern und Früchten. Heilige Göttin, es steht bei dir, den sterblichen Menschen Leben zu geben oder zu nehmen. Doch selig sind alle, die du sorgend umhegst, wem du in Güte segnend gewogen; denn alles erblüht in üppiger Fülle; lebenspendende Saat bedeckt alle Äcker und reiche Herden beweiden das Land. Heil dir, erhabene Göttin!

Nerthus Rückkehr aus dem schützenden Erdreich zurück in unseren Garten.

Herbst, Winter und Frühling (4)

Der Winterzyklus, der mit dem langsamen Eintritt der ersten Herbstfarben begann, endet mit der Wiederkehr des jungen Lichtes. Er zog sich durch die Nebelzeit ohne richtiges Tageslicht bis in den Frost hinein, weiter über die Wintersonnenwende, die aus den Flammen neues Licht schöpfen ließ. Bis der langsam verblassende Winter in das zaghafte Frühjahr übergeht. Das junge Licht, das mit wärmenden Strahlen die Saat aktiviert und die Lebenskräfte der fruchtbaren Erde entfaltet bringt Nerthus Wiederkehr an Ostara zur Frühjahrstagundnachtgleiche. Damit endet der Winterzyklus.

Dunkle Erde, heller Himmel

Was benötigt man für ein ein gutes und gedeihliches Jahr? Tatkraft und mentale Stärke, eine gute und gleichbleibende Gesundheit und das Wohlwollen der waltenden Kräfte.
Als wir herzogen und im Sand erste Bereiche einhegten, rieselte der trockene helle Sand nur so durch die Finger. Wir sammelten Steine aus dem Sand und legten Beete an. Wir schufen aus dem hellen Sand eine dunkle fruchtbare Erde. Humus Aufbau ist ein langer Prozess, der zwar Mühe kostet, sich aber am Ende lohnt. So gestaltet sich das Leben im übertragenen Sinne.

Mit Ostara am 20.März steht die Wiederkehr der Nerthus kurz bevor.

Herbst, Winter und Frühling (3)

Der Winterzyklus hat einen langen Atem. Doch an einem Punkt liegen Abschied und Wiederkehr, Dankbarkeit und Hoffnung besonders nahe beisammen.

…zur Wintersonnenwende…
Denn das junge Licht, durch das im Frühjahr Leben und Kraft erwachen, wird in dunkelster Stunde wiedergeboren.

Hörgr im Frost

Besonders schön in dieser Jahreszeit ist der Eintritt ins Steinheiligtum, wenn über allem ein Frostgewand liegt.

Der mit Efeu umrankte Eingang ins Steinheiligtum
Wunderschöner Anblick des Hörgr im tiefen Winter