Das Fest der Wintersonnenwende

Die Wintersonnenwende ist eines der ältesten Feste der Menschheit und markiert den kürzesten Tag sowie die längste Nacht des Jahres. Seit Jahrtausenden feiern Kulturen weltweit diesen Wendepunkt, der nicht nur den Winter, sondern auch den Beginn des zunehmenden Lichts symbolisiert.

Für unsere Vorfahren war die Wintersonnenwende ein Zeitpunkt der Hoffnung. In der Dunkelheit des Winters stand sie für den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, eine Zeit der Erneuerung und des Neubeginns. Steinzeitliche Bauwerke wie Stonehenge in England oder die Hügelgräber in Irland sind so ausgerichtet, dass sie das Sonnenlicht der Wintersonnenwende einfangen. Auch die Germanen und Kelten zelebrierten dieses Ereignis mit großen Feuern, Opfern und Festmahlen.

Die Römer feierten das „Saturnalia“, ein Fest zu Ehren des Gottes Saturn, bei dem Geschenke ausgetauscht wurden – ein Brauch, der später in das christliche Weihnachtsfest einfloss. Im skandinavischen Raum wurde das Julfest begangen, das ebenfalls als Ursprung moderner Weihnachtsbräuche gilt.

Die Bräuche rund um die Wintersonnenwende variieren, haben aber oft ähnliche Elemente:

Lichter und Feuer: Feuer symbolisieren die Kraft der Sonne und sind Sinnbild des wiederkehrenden Lichts. Auch Kerzen und Lichterketten erinnern an diese Tradition.

Naturverbundenheit: Immergrüne Pflanzen wie Tannen, Misteln und Stechpalmen symbolisieren Fruchtbarkeit und Leben. Sie werden ins Haus gebracht, um Schutz und Hoffnung zu bringen – eine Tradition, die sich in unserem Weihnachtsbaum widerspiegelt.

Speisen und Gemeinschaft: Das Teilen von Essen in der Gemeinschaft ist ein zentraler Bestandteil. Schon in der Vergangenheit wurden oft die Vorräte für ein Festmahl genutzt, um den Wendepunkt gebührend zu feiern.

Die Wintersonnenwende erinnert uns daran, dass nach der Dunkelheit stets das Licht kommt – ein zeitloses Symbol, das Hoffnung und Zuversicht schenkt, gerade in der kalten Jahreszeit. Egal ob mit einem Feuer im Garten, einer Meditation oder einer Wanderung im Schnee: Das Fest der Wintersonnenwende lädt dazu ein, innezuhalten und den Kreislauf der Natur zu feiern.

Zur Wintersonnenwende

Die längste Nacht, der dunkelste Tag,
der Winter hält die Welt im Schlag.
Doch tief im Schatten keimt das Licht,
die Sonne wächst, sie bricht die Sicht.

Ein Funke glimmt im kalten Land,
das Rad des Jahres dreht sich sanft.
Die Hoffnung strahlt, das Herz wird weit –
Willkommen, neue Sonnenzeit!

    Der wintergraue Wanderer und die wilde Jagd in Mecklenburg-Vorpommern

    Wenn die Winterwinde durch die Wälder Mecklenburg-Vorpommerns heulen und die Nächte lang und frostig werden, kehrt eine sagenhafte Gestalt ins Unterbewusstsein der Region zurück: Der wintergraue Wanderer und die wilde Jagd.

    Der uralte Mythos der wilden Jagd erzählt von einem geisterhaften Heer, das in stürmischen Nächten durch die Lüfte zieht. Angeführt wird die wilde Jagd von Wodan, dem Gott des Sturms, oder in christlichen Deutungen vom Teufel selbst. Begleitet von schwarzen Hunden mit glühenden Augen, kreischt und tobt die wilde Meute durch die winterliche Dunkelheit, während ihr Rufe und Jagdhörner hallen. Wer die wilde Jagd sieht, soll sich ducken oder flach auf den Boden werfen – andernfalls könnte man in die Geisterwelt gerissen werden.

    Heute faszinieren diese Sagen so manche Wanderer, die im Winter die düsteren Wälder der Region erkunden. Orte wie die Müritz-Nationalpark-Wälder oder die Rostocker Heide versetzen Besucher in die perfekte Atmosphäre, um den Spuren der wilden Jagd zu folgen – ganz sicher ein Erlebnis, das Geschichte, Mystik und Natur vereint. Der Mythos der wilden Jagd erinnert daran, wie eng die Menschen mit der rauen, ungezähmten Natur ihrer Heimat verbunden waren und es bis heute geblieben sind.

    Anrufung an Wodan, den Wintergrauen Wanderer

    Wodan, Herr der Stürme,
    grauer Wanderer der winterlichen Weiten,
    du, der durch eisige Nächte schreitet
    und sein Gefolge über dunklen Himmel führt.

    Wir rufen dich, weiser Wanderer,
    Bringer des Wissens und Hüter der Geheimnisse.
    Dein Atem ist der Sturm,
    dein Mantel die Wolken,
    dein Speer durchdringt die Nebel der Zeit.

    Lenke uns durch die Dunkelheit,
    durch die frostigen Prüfungen des Winters.
    Schenke uns Klarheit im Nebel,
    Stärke im Wind und Wärme im Herzen.

    Du, der unter der alten Eiche ruht,
    der dem rauschenden Wald lauscht
    und uns die Geschichten des Lebens lehrt,
    weise uns den Weg durch diese lange Nacht.

    Sei uns ein Licht, oh Herr des Nordens,
    in diesen kalten, stummen Stunden.
    Erfülle uns mit Mut, Weisheit und deinem Schutz,
    bis das Licht zurückkehrt und die Sonne neu geboren wird.

    Höre unseren Ruf, Wodan,
    grauer Wanderer des Winters.
    Wir folgen deinen Schritten durch die Kälte,
    denn in deinem Schatten finden wir Stärke.

    Eine Winteranrufung

    Vorschlag für eine Winteranrufung, welche die germanischen Gottheiten und jahreszeitlichen Wesen einbezieht. Bereite einen heiligen Raum, vielleicht unter freiem Himmel oder an einem Altar, und entzünde eine Kerze oder ein Feuer, um die Dunkelheit zu erhellen.

    Eröffnung

    Wir rufen die alten Götter und Geister des Winters!
    Hört uns, ihr Kräfte des Nordens, des Eises und des Schnees.
    Ihr, die den kalten Atem Midgards bringt und die Erde zur Ruhe bringt.
    Seid willkommen in diesem heiligen Kreis!

    Anrufung der Göttlichen Kräfte

    Skadi, Göttin des Winters, Herrin der Berge und der Jagd,
    Mächtige, die du durch die verschneiten Wälder wanderst,
    Schütze uns und führe uns sicher durch die dunkle Zeit.

    Thor, Beschützer Midgards,
    Bewahre uns in der kalten Dunkelheit,
    Und bringe uns die Wärme deines Mutes.

    Odin, Wanderer durch Wind und Winterstürme,
    Bringe Weisheit und Kraft in dieser Zeit der Stille.
    Mögen wir durch die Dunkelheit hindurch zu neuem Licht finden.

    Ehrung der Naturgeister

    Wir grüßen die Geister der kalten Winde,
    Die Kräfte der schneebedeckten Berge und des zugefrorenen Sees.
    Ihr seid willkommen, uns zu lehren,
    Die Stille und Ruhe des Winters zu ehren.

    Dank und Bitte

    Wir danken euch, Götter und Geister,
    Für die Lehren des Winters: Geduld, Stärke und Einkehr.
    Mögen wir in dieser Zeit wachsen und uns erneuern,
    So wie die Erde unter der Schneedecke ruht.

    Abschluss

    Mit dem Vertrauen, das ewige Gleichgewicht zu wahren,
    Verabschieden wir euch, Götter und Geister des Winters.
    Bleibt uns nah, bis die Sonne wiederkehrt.

    Schließe das Ritual mit einem Opfer, etwa Met, Brot oder Früchten, das du in die Natur legst.

    Der ruhmstrahlende Gabenbringer

    Wer ist eigentlich dieser Ruprecht, der in heutiger Zeit meist als Gehilfe des „heiligen Nikolaus“ auftritt. Und wofür braucht der Nikolaus einen Gehilfen? Und wer von den beiden ist der Weihnachtsmann?

    Ruprecht geht auf mittelhochdeutsch Ruotperht/Hruodpercht und althochdeutsch Hruodperaht zurück, was soviel wie ‚Ruhmstrahlender‘ oder ‚der von Ruhm Strotzende‘ bedeutet.

    Wodan der Wanderer

    Ruprecht, eine Figur der Folklore, ist eng mit alten germanischen Mythen und Bräuchen verbunden. Sein Name leitet sich von Hroutpercht ab, einem Begriff, der sich aus den althochdeutschen Wörtern hrôd („Ruhm“) und peraht („glänzend“ oder „prächtig“) zusammensetzt. Diese Verbindung zur Glanz- und Ruhmeswelt gibt uns Einblick in die tiefere Symbolik dieser Gestalt und ihre Entwicklung von einer heidnischen Gottheit hin zur heutigen Begleiterfigur des christlichen Weihnachtsmanns.

    Hroutpercht wird in der Forschung als ein Fragment heidnischer Bräuche und Vorstellungen gedeutet. Die Bezeichnung könnte mit Perchta, einer süddeutschen und alpenländischen Sagengestalt, verwandt sein. Perchta war ursprünglich eine Schutz- und Fruchtbarkeitsgöttin, die in den Rauhnächten durch die Lande zog und über Ordnung und Wohlstand wachte. In dieser Tradition spiegelt sich ein Aspekt von Hroutpercht wider: als ein Wesen, das zwischen den Welten wandert und Menschen für ihr Verhalten belohnt oder bestraft.

    Hingegen ist Nikolaus nach der christlichen Lehre ein Heiliger, steht somit nicht im Kontext des germanischen Julfests. Anders Herr Ruprecht, der keineswegs ein Knecht ist, sondern in seinem blauen Mantel, der ursprünglichen Farbe des Weihnachtsmann-Umhangs, auf den höchsten Gott der germanischen Religion verweist. Grimm wies 1835 darauf hin, daß neuhochdeutsch Ruprecht auf mittelhochdeutsch Ruotperht/Hruodpercht und althochdeutsch Hruodperaht zurückgeht, was ‚Ruhmstrahlender‘ oder ‚der von Ruhm Strotzende‘ bedeutet, womit Wodan gemeint ist. Parallelen wären beispielsweise, daß der Weihnachtsmann häufig auf einer Art Thron dargestellt wird (z.B. auf Weihnachtsmärkten) oder zumindest auf einem erhöhten Sitz. Es ist sicherlich sehr spekulativ, aber hier ließe an Hlidskjalf denken. Weitere Symbole: Ruprecht reitet auf einem weißen Schimmel (Sleipnir) durch die Lüfte oder erscheint als Wanderer mit einem Wanderstab (in Gestalt des Wanderers führt Óðinn einen Stab, den er bei Bedarf in seinen Speer Gungnir verwandelt). Ruprecht trägt einen langen Bart, dazu einen blauen Mantel mit Hut und weiß über alle Geschehnisse Bescheid.

    Mit der Christianisierung wurden viele heidnische Figuren umgedeutet. Hroutpercht verlor seine göttliche Rolle und wurde in der mittelalterlichen Folklore zu einer dämonischen oder belehrenden Gestalt umgeformt. In dieser Übergangszeit entstand vermutlich auch die Figur Knecht Ruprecht, der als Begleiter des heiligen Nikolaus im deutschen Weihnachtsbrauchtum bekannt ist.

    Knecht Ruprecht übernimmt hier die Funktion eines Erziehers: Während Nikolaus die braven Kinder belohnt, warnt Ruprecht vor Fehlverhalten. Diese duale Funktion lässt sich auf die ursprüngliche Rolle von Hroutpercht zurückführen, der sowohl Belohnung als auch Strafe symbolisierte – ein Motiv, das tief in der germanischen Mythologie verankert ist.

    Heutzutage erscheint Knecht Ruprecht als finster gekleideter Mann mit Rute, Säcken und manchmal einer Glocke. In einigen Regionen wird er von Perchtenläufen begleitet, die auf die Tradition der alpenländischen Perchten zurückgehen. Diese Läufe, oft von maskierten Gruppen durchgeführt, erinnern an die ursprüngliche Ambivalenz von Hroutpercht als einer Gestalt zwischen Licht und Dunkelheit, die die kosmische Ordnung bewahrt.

    Symbolik und Bedeutung

    Die Figur Ruprecht und sein mythologischer Vorläufer Hroutpercht verkörpern einen Übergang zwischen heidnischen und christlichen Traditionen. Ihre Symbolik – als Vermittler zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkelheit – zeigt, wie eng europäische Weihnachtsbräuche mit vorchristlichen Glaubensvorstellungen verflochten sind. Sie verdeutlicht außerdem den Einfluss von Geschichten und Mythen auf unsere heutige Vorstellung von Festen und Traditionen.

    Hroutpercht ist ein faszinierendes Beispiel für die Verflechtung germanischer Mythologie mit christlicher Symbolik. Als Vorläufer von Knecht Ruprecht zeigt er, wie alte Bräuche im Laufe der Jahrhunderte überdauern und sich an veränderte kulturelle und religiöse Kontexte anpassen. In dieser Gestalt lebt ein Teil der germanischen Seele weiter, verborgen im Schein der Weihnachtslichter.