Herbst, Winter und Frühling (1)

Wenn die herbstliche Morgenröte allmählich den Himmel bedeckt, beginnen die Tage oft schon recht kühl und manchmal neblig. Die Zeit des Altweibersommers geht vorbei. Die Bezeichnung „Altweiber“ bezieht sich möglicherweise auf die Nornen, die am Gewebe des Schicksals spinnen. Im Altweibersommer sieht man einige dieser „Fäden“ durch die Lüfte treiben.

Es ist nicht nur die Zeit der Ernte, sondern auch des Rückblicks und näher rückenden Einkehr.

Herbst 2023
Das Nerthus-Idol verlässt das Heiligtum

Wir wissen doch im Grunde schon, dass die frohen Sommerfarben bald verblassen und die Einkehr der Natur mit all ihrer Vitalität in den Schoß der Mutter Erde bevorsteht.

Herbst 2023
Herbst 2023

Wir holen die Feldfrüchte ein und pflücken die Äpfel und Birnen von unseren Obstbäumen. Auch die Walnüsse sind bald reif. Sie müssen täglich vom Boden aufgesammelt und schnell auf das Trockengestellt gelegt werden, um nicht zu lang im feuchten Gras liegen zu bleiben. Der Herbst beschert reichlich Arbeit, bringt aber auch guten Ertrag, wenn man im Frühjahr und Sommer gut und umsichtig wirtschaftet. Mit Abschluss der Arbeiten kehrt unser Nerthus-Idol in den Erdkeller ein, um über den Winter in der Erde zu verbringen.

Herbst 2023
Das Nerthus-Idol im Erdkeller vor den Obst- und Gemüsekisten

Nerthus hat ihren Weg ins schützende Erdreich angetreten. Der Winter naht…

30 Jahre Stilkams Asatru-Seiten (1994 – 2024)

Mit Höhen und Tiefen, wandelnden Vorstellungen und immer auch steter Entwicklung, neben Kontinuität und Unbeständigkeit sind es mittlerweile 30 Jahre Stilkams Asatru-Seiten!

Als 1994 die ersten simplen Seiten online gingen, begann die Geschichte von Stilkams Asatruseiten. Zum damaligen Zeitpunkt fand Asatru im deutschsprachigen Netz noch so gut wie gar nicht statt. Ab 2000 präsentierten sich die Seiten unter der Domain, unter der sie am bekanntesten wurden: Asatru-Online.de. Danach ging es über einige Namenswechsel von Ahnensitte.net, Alte-Sitte.de / AlteSitte.de schließlich zum heutigen Asentr.eu über. Im Jahr 2013 übernahm ich dann die Seiten von Stilkam, änderte sie in das heutige Format und betreibe und pflege sie seitdem unter dem Eigennamen: Asentr.eu – Stilkams Asatruseiten.

Ein würdiger und ehrenvoller Grundstein bleibt auf diese Weise nicht nur erhalten, sondern wird bis ins Heute getragen und hoffentlich noch weit darüber hinaus. Auch insofern interessant, weil es dem Naturell der eher empfindlichen und volatilen heidnischen Szene einen Gegenentwurf von Beständigkeit, Konstanz und Kontinuität präsentiert. Was im Übrigen ja auch im Kern unserer Mythologie steckt und unser aller Weltbild prägen sollte, dass entgegen aller Veränderung auch immer ein grundfester Quell die in sich ruhende Kraft spendet, viele Unerträglichkeiten und Zumutungen im Leben auszuhalten. Wenn der Wind die Oberfläche eines tiefen Wassers aufpeitscht, bleiben die Dinge in der Tiefe unverändert. So auch die Alte Sitte.

Nur eine Idee davon gibt Asentr.eu – alles weitere muss jeder für sich selbst ergründen. Und in der Praxis geht es nicht um das größtmögliche theoretische Wissen, sondern darum, den eigenen Weg zu finden, den Göttern, Ahnen und Wesen im Blót Ehre zu erweisen. Auf Asentr.eu findet man solides Basiswissen und daher beschreiben diese Seiten seit 1994, wie sowas aussehen kann.

www.asentr.eu – Die Geschichte der Seiten

Zeit der Disen

Wenn die Tage schwanken zwischen Frühlingshauch und bitterer Kälte, wenn man sich freut, dass die Tage langsam wieder länger werden und man denkt, dass einem die erste Frühlingssonne den Rücken wärmt, doch nachts wieder klirrender Frost Einzug hält, ja dann ist mit einiger Gewissheit die Zeit der Disen gekommen. Der Jahreslauf hat längst begonnen und der zweite Vollmond steht am Himmel. Im noch winterkalten Frühjahr, in der Zeit zwischen Jul und Ostara, beginnt das Disenblót.

Wenn sich Arvakr und Alsvidr aus der Morgenröte erheben,
um jeden Tag in aller Früh den Sonnenwagen der Sól
geschwind zu ziehen entlang der Himmelsbahn…
…folgt am Abend
Máni, Bruder der Sól
empor im vollen Lichte,
vor dem blauen Gewand,
in den Nächten des Winters,
der Zeit der heil’gen Disen!

Beim Disenblót (Februar Vollmond) dankt man den Disen und Wesen des Ortes für ihr schützendes und wohlwollendes Wirken in der persönlichen Umgebung. Disen sorgen sich um häuslichen Wohlstand und den Segen der Familie im Sinne von Glück, Gedeihen, Bewahrung und Schutz durch heilvolle Zuwendung. Man stellt ihnen kleine Opfergaben heraus wie zum Beispiel Honig, Butter, Nüsse, Äpfel oder anderes.

Honig, Butter, Apfel und Walnüsse aus eigener Ernte

Heil sei Euch heilige Disen!
Gabenspendende, Segen und Fülle Sendende.
Ihr beschützt und beschenkt
Unser Haus und Hof.
Und wirkt in Wald und Flur.
Frauen bringt ihr sichere Geburt,
lasst Kinder wachsen und wohl gedeihen.
Führt Männer heil heim aus Gefahr.

Heimatliche Disen!
Gebt uns Schutz und Segen.
Lasst Heim und Hof gedeihen.
Beschützt unsere Kinder und gebt ihnen
Ein glückliches und erfülltes Leben.
Gebt Heil unseren Sippen.

Sól og Maní – Begleiter im Jahreskreis

Sonne und Mond (Sól og Maní) begleiten uns im Jahreslauf. Sól ist der Mythologie nach eine der Asinnen. Ob Maní ebenfalls zu den Asen zählt, ist nicht ganz sicher. Ihre Wagen werden von Pferden über den Himmel gezogen, von Árvakr und Alsvidr. Dabei werden sie fortlaufend von Wölfen verfolgt, von Hati und Sköll. Eines fernen Tages holen sie Sól und Maní womöglich ein und Ragnarök bricht heran. Der Maler J.C. Dollmann hat diese Szene um 1900 in seinem Gemälde „The wolves pursuing Sol and Mani“ festgehalten.

Früher war man sich in den dunkelsten Nächten des Jahres wahrscheinlich nie ganz sicher, ob sich das große Rad des Jahres weiter dreht. Im Grunde hat sich daran rein gar nichts geändert, nur dass wir jetzt in moderneren Zeiten mit technischen Mitteln leben, die uns Gewissheit geben.

Ein Blót für ein gutes Jahr

Beim ersten Vollmond des Jahres haben wir ein Blót abgehalten, um den neuen Jahreslauf zu begrüßen und die waltenden Mächte um Glück, Gesundheit, Schutz und Erfolg anzurufen (Asentr.eu: til árs ok friðar). Im Mondkalender, der im Jahreskreis zu sehen ist, lassen sich die Mondphasen gut nachvollziehen.

Maní beginnt seinen neuen Lauf…
Durch Schalenlampen erleuchtet treten wir ins Innere unseres Steinheiligtums…
Hammer, Horn und Opfergaben stehen auf dem Stallr bereit, während mein Sohn und ich das Feuer auf dem Hörgr entzünden.
Ein wunderschönes winterliches Wechselspiel zwischen Mondlicht und Feuerschein.